Tuesday, April 04, 2006

für basti: "auf weltreise" von juan moreno

dies nara, japan. ich wusste nicht, was ein manga cafe ist. heute habe ich etwa fünf minuten in einem verbracht und bin völlig durch den wind.
von mangas hatte ich gehört. mangas sind japanische comics, über die das feuilleton schreibt. zum beispiel, dass sie nicht schlecht sind. ich glaube das gern und würde sie ja auch lesen, wenn ich nicht sogar die gelben seiten von bochum und doppelinterviews mit bono von U2 interessanter fände. japaner mögen mir aufs sushi spucken, aber ich finde mangas bescheuert. die figuren in diesen heften sehen aus wie in der zeichentrickserie heidi, nur hieße das: heidi mit laserknarre, der geißenpeter mit raumschiff, keine alpen sondern eine mischung aus potsdamer platz, frankfurter kaiserstraße und geisterbahn. ich glaube, dass man mit fünf jahren comics toll und mädchen blöd findet, und dass es ab einem bestimmten alter andersrum sein sollte.
in japan bin ich der einzige, der das denkt. in tokio lesen die leute in der u-bahn keine zeitung, sondern mangas. jungs schauen sich in bahnhofsbuchhandlungen keine heftchen mit nackten frauen an, sie drängen sich um mangahefte. ältere herren, gescheitelt, holen im park aus der aktentasche nicht den wirtschaftsteil heraus, sondern heftchen, die mermaid melody oder pichi, pichi, pitch! heißen.
nachdem ich in den letzten tagen immer wieder an manga-cafe-schildern vorbeigelaufen war, wurde ich neugierig. ich ging hinein. es fängt mit dem namen an. es gibt keinen kaffee im manga-cafe. es gibt automaten, an denen man sich ein kaltgetränk ziehen kann. es kostet eintritt, etwa 10 euro. das ganze sieht aus wie ein abgedunkeltes großraumbüro. man kann kaum etwas sehen. es ist seltsam ruhig. irgendwie hat man das gefühl, dass einem gleich laurenz meyer entgegenkommt. jeder gast bekommt ein kabuff zugewiesen. in dem kabuff ist ein schreibtisch, auf dem schreibtisch stehen eine spielkonsole, ein fernseher, ein computer mit internetzugang und ein dvd-spieler. vor dem schreibtisch ist ein großer schwarzer massage-ledersessel.
neben dem sessel eine packung papiertaschentücher.
kaum hatte ich mich in den sessel gesetzt, fragte ich mich, warum es ein kabuff sein musste. zum comiclesen hätte es auch ein tisch mit stühlen getan oder nur ein sessel. besonders irritierten mich natürlich die papiertaschentücher.
dann machte ich den computer an. die erste seite, die erschien, war eine manga-hardcore-pornoseite. heidi, clara, der großvater und ein entsicherter geißenpeter beim zeichentrick-analsex. die hefte in dem kleinen regal in der seitentasche des ledersessels sahen ähnlich aus. ich war umgeben von zeichentrickfiguren meiner kindheit - nur dass clara eine böse nutte war, heidi eine geile schlampe und der geißenpeter eine rollige lederschwuchtel. ich schaute auf den bildschirm, dann auf die taschentücher, dann wieder auf den bildschirm.
japan war mal mein traum. ich bin jetzt ziemlich fertig.

Comments:
ich versteh vor allem die Enttäuschung nicht, wer sich mit Japan auch nur ein wenig beschäftigt hat wuste sowas schin vorher...naja...mich interessiert es immer noch brennend auch wenn ich zeichentrickporno fürchterlich langweilig finde.
 
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